Mit Anfang 20 war ich auf der Suche nach einem Beruf, der mir sinnvoll und erfüllend erschien. Nach diversen Praktika und Studium im Bereich der Kultur- und Religionswissenschaft und intensivem Theaterspiel, führte mich ein Traum nach Indien. Ich fühlte mich gerufen.
Alles begann mit einem Yogi, den ich im Himalya kennenlernte. Er stand jeden Morgen um 5h auf, übte zwei Stunden Yoga und sang Mantren. Danach strahlte er für den Rest des Tages pure Energie aus. Das wollte ich auch. Nach meiner Rückkehr meldete ich mich für eine Yoga-Lehrer-Ausbildung an und infizierte meine damalige WG mit Yoga.
Gleichzeitig faszinierte mich alles, was mit Berührung, Massage und der Heilkraft der Hände zu tun hatte. Nachdem ich ein paar Behandlungen bekommen hatte, ohne zu wissen, was das eigentlich genau war und dabei vollkommen neue Körperempfindungen und Bewußtseinszustände erlebt hatte, wußte ich, daß ich das auch lernen wollte.
Ich wollte mit meinen Händen heilen können.
Damals war mir noch nicht klar, daß´es ein langer Weg werden würde. Vielleicht sogar ein lebenslanger Weg des Lernens und Übens und eine stetige Weiterentwicklung. Ich habe mir einen Beruf ausgesucht, in dem man niemals fertig ist. Jeder Mensch ist anders und bringt neue Fragen und Wünsche mit. Auch nach so vielen Sitzungen bin ich gespannt, wer da wohl als nächstes zu mir kommen wird und welche unbekannte Lebenswelt sich eröffnen wird.
Ich habe seit damals kein bißchen meiner Neugier und meiner Faszination für das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen verloren und es berührt mich immer wieder, hautnah mitzuerleben, wie wir Menschen denken, fühlen und handeln. Und wie wir es schaffen, mit schmerzhaften Erfahrungen umzugehen, wie wir als kleine Kinder Strategien entwickeln, um diese Welt auszuhalten, uns irgendwie durchzuschlagen, durch dieses wilde, verrückte, unberechenbare LEBEN.
Wenn ich an all die Menschen denke, die ihre Gedanken und Gefühle mit mir geteilt haben, die sich trotz Schmerz und Angst geöffnet haben, die mir Ihre Tränen und ihr Lachen gezeigt haben, dann fühle ich eines ganz besonders tief:
Dankbarkeit dafür, dass ich einen Beruf ausüben kann, der mich erfüllt, bei dem ich ich selbst sein kann und in dem ich andere unterstützen kann, sich selbst zu begegnen.